
Mit dem ersten Corona-Lock-down hat sich die gesamte Arbeitswelt einer elementaren Veränderung gegenübergesehen. Durch den Wechsel in das Home-Office-Anteil fielen von heute auf morgen persönliche Kontakte weg. Die gewohnten täglichen persönlichen Begegnungen und Absprachen, oft auch zwischen Tür und Angel, fehlten.
Eine erhebliche Veränderung für Mitarbeitende, Führungskräfte und Teams verbunden mit neuen Anforderungen und Fragestellungen im Bereich der Mitarbeiterführung.
Sind wir Menschen schon im neuen Normal angekommen? Als soziale Wesen mit fünf Sinneskanälen haben wir eine große Kompetenz unseren Gegenübern im Realkontakt zu begegnen und auch ganzheitlich mit Körpersprache, Mimik und anderen persönlichen nicht-auditiven Ausdrucksformen zu erfassen. Führung ist ein dyadisches Prinzip und entwickelt sich durch Präsenz. Wie kann virtuelle Präsenz gelingen?
Die Reduzierung von Begegnungen auf virtuelle Plattformen bringt viele Nebenwirkungen mit sich. Rund ein Viertel der Mitarbeitenden im Home-Office bemängelt, dass die Aufmerksamkeit des Arbeitgebers fehlt (DEKRA, 2021). Zudem wird von rund Dreiviertel insbesondere der fehlende Kontakt zu den Kollegen als Nachteil wahrgenommen (ebd.; DAK, 2020). Ebenso ausgeprägt sind im Home-Office längere Arbeitszeiten oder Arbeitsphasen zu untypischen Zeiten, beispielsweise am Abend oder am Wochenende (DEKRA, 2021).
Zwischenmenschliche Einzel- und Teambelange außerhalb der Sachebene sind durch die verminderte bzw. fehlende gemeinschaftliche Präsenz praktisch weggefallen. Teams in Konfliktsituationen finden im virtuellen Kontext nachweislich schwieriger aus diesen heraus. Die Verbundenheit gegenüber dem Unternehmen nimmt ab. Innovationsgeschwindigkeit ist gemindert. Der Mitarbeiterfürsorge nachzukommen ist auf Grund eines fehlenden ganzheitlichen Eindrucks deutlich erschwert. Wer nicht vor der Kamera sitzt und sichtbar ist, wird vergessen.
Wie kann es gelingen, fehlende Präsenz bestmöglich zu kompensieren? Wann ist es not-wendig, als Führungskraft in Präsenz zu gehen? Welches sind adäquate Handlungsmethoden?
Es braucht unbedingt eine neue Achtsamkeit, die auf persönliche Bedürfnisse und Belange der Beteiligten gerichtet ist. Dies gilt vor allem für das Vorgesetzten-/Mitarbeiterverhältnis. Dieses zu reflektieren und virtuellen Führungskompetenz zu entwickeln und auch Grenzen der virtuellen Führung zu erkennen ist Teil eines Coachingprozesses zu Führung in Zeiten von Homeoffice.